Deutsch für Ärzte bleibt Deutsch für Ärzte
Donnerstag, den 24. November 2022 von Benjamin Kühn
Über das Gendern wird seit einiger Zeit diskutiert und häufig auch gestritten. Aus aktuellen öffentlichen Umfragen geht jedoch hervor, dass die Mehrheit der Deutsch Sprechenden das Gendern ablehnt oder zumindest für unwichtig hält. Die Begründungen dafür sind meist, es sei überflüssig und es gäbe schließlich Wichtigeres, es störe den Lese- und Redefluss, es sei aufgezwungen und ändere außerdem nichts an der herrschenden Diskriminierung.
Als Sprachinstitut möchten wir dazu Position beziehen und ausdrücklich erklären, dass es uns wichtig ist, dass sich alle angesprochen fühlen. In einer Gesellschaft, in der immer noch Menschen aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, müssen wir darauf achten, allen gerecht zu werden und niemanden durch unsere Sprache auszuschließen oder als minderwertig darzustellen.
Doch jetzt zur Linguistik. Es ist schon hinlänglich erklärt worden, dass das biologische Geschlecht (Sexus) nichts mit dem sprachlichen Genus zu tun hat. Im Deutschen gibt es drei Genera – Maskulinum, Femininum und Neutrum. Bei Objekten wird das Genus ohne erkennbaren Zusammenhang zum natürlichen Geschlecht verwendet – die Sonne, der Tisch, das Haus. So heißt es auch “der Busen”, obwohl er doch eigentlich weiblich ist, und “das männliche Glied”.
Bei Lebewesen gibt es jeweils Oberbegriffe, deren Genus ebenfalls zufällig erscheint: das Kind, die Person, der Gast, das Tier, die Katze. Jeder dieser Oberbegriffe kann durch den Sexus genauer definiert werden, z.B. Mädchen oder Junge, männlicher oder weiblicher Gast, Katze oder Kater.
Zudem kann das Genus auch zur Unterscheidung von Homonymen mit gleicher Schreibweise und Aussprache dienen, wie der Leiter und die Leiter, der See und die See, die Kiefer im Wald oder der Kiefer im Gesicht … Aber das führt schon zu weit.
Ihren Ursprung hat die Debatte in der feministischen Sprachwissenschaft der Siebziger Jahre, die Genus und Sexus miteinander vermischte und das Phänomen der Synonymie ignorierte. Denn so, wie ein Gericht eine Institution oder etwas zum Essen sein kann, hat “Ärzte” zwei Bedeutungen: erstens “Männer, die den Beruf eines Arztes ausüben” und zweitens “Personen jeglichen Geschlechts, die den Beruf eines Arztes ausüben”. Oberbegriffe wie “Ärzte”, “Kunden” und “Katzen” werden geschlechterübergreifend verwendet, sonst wären Sätze wie “Über 50 Prozent der Kunden sind Frauen” oder “Herr Schmitz ist heute die Vertretung für Frau Busse” grammatikalisch überhaupt nicht möglich. Die feministischen Sprachkritiker behaupteten, durch Oberbegriffe wie “Kunden”, “Ärzte” oder “Lehrer” würden Frauen sprachlich unterdrückt, weil sie nicht erwähnt würden.
Das ist sprachlich schlichtweg falsch. Bei einer Gruppe von 100 Ärztinnen ist es möglich, das Geschlecht zu spezifizieren, doch bei 99 Ärztinnen und einem Arzt wird der – geschlechtsneutrale – grammatikalische Oberbegriff “Ärzte” verwendet. Durch eine Einführung von Doppelbezeichnungen wie “Kundinnen und Kunden”, “Ärztinnen und Ärzte” wird die Sprache sexistisch, wo sie es vorher nicht war.
Mit “Deutsch für Ärzte” sind selbstverständlich Personen jeden Geschlechts angesprochen, ob männlich, weiblich oder divers. Zugunsten der Lesbarkeit und Verständlichkeit verzichten wir auf Doppelbezeichnungen. Gender-Sternchen und andere Zeichen, die weder in der gültigen Rechtschreibung geregelt sind noch sich in der Alltagssprache etabliert haben, lehnen wir ab. Unserer Meinung nach trägt die Genderdebatte mehr zur gesellschaftlichen Spaltung bei, als dass sie benachteiligten Gruppen hilft. Gleichzeitig fordern wir zu mehr Toleranz in der Debatte auf: Man muss auch lernen zu akzeptieren, dass die von anderen verwendeten Sprachformen und Ausdrucksweisen nicht immer die sind, die man selbst für gut befindet. Die Entwicklung der Sprache ist ein lebendiger Prozess.
Im Land lernen: Nicht unbedingt.
Mittwoch, den 6. April 2016 von Benjamin Kühn
Oft heißt es ja, eine Sprache lerne man am besten im Land, also Spanisch in Spanien, Englisch in den USA oder in Großbritannien und natürlich in Deutsch. Der Grundgedanke ist sicher gut: Die Zielsprache im Alltag, auf der Straße, beim Einkaufen und im öffentlichen Verkehr zu hören und sie so quasi nebenbei aufzusaugen. Ich möchte dieser verbreiteten Ansicht heute widersprechen – zumindest teilweise. Im Klartext: Sie sollten nicht ohne Anfängerkenntnisse ins Land – also nach Deutschland einreisen: Steigen Sie besser erst dann ins Flugzeug in die Bundesrepublik, wenn Sie in Ihrem Land die Stufe A2 erfolgreich abgeschlossen haben.
Der erste Grund liegt auf der Hand: Es ist nicht unbedingt motivierend, wenn Sie sich in einem Land bewegen müssen, in dem Sie noch gar nichts verstehen. Wenn Sie einen Anfängersprachkurs im Land der Zielsprache besuchen, müssen Sie sich sehr schnell im Alltag und im öffentlichen Raum zurechtfinden – für viele Lerner ist gerade dies keine angenehme Erfahrung. In Gruppensprachkursen führt dies aus meiner Erfahrung dazu, dass sich sehr schnell Landsleute zusammenfinden und miteinander in ihrer Muttersprache kommunizieren – gerade auch, weil die Kenntnisse in der Zielsprache noch nicht ausreichend sind. Um Deutsche kennen zu lernen und mit ihnen auf Deutsch zu kommunizieren – da stellt sich doch die Frage, ob eine solche Situation nicht eher demotivierend und kontraproduktiv fürs Sprachenlernen ist.
Der zweite Grund liegt im Sprachunterricht selbst: In Deutschland sitzen in Gruppenkursen in der Regel Lerner aus vielen verschiedenen Ländern mit vielen unterschiedlichen Muttersprachen. Eine solche interkulturelle Mischung ist sicherlich reizvoll, aber gerade bei Anfängern wird in der Regel gerade nicht in der Zielsprache kommuniziert, sondern häufig auf Englisch. So kommt es, die Teilnehmer eines Deutschkurses untereinander Englisch oder in ihrer Muttersprache sprechen.
Wenn Sie Ihren ersten Deutschkurse, also etwa die Stufe A1 und A2 in Ihrem Heimatland absolvieren, hat dies einige Vorteile: Ihre Mitlerner haben in der Regel die gleiche Muttersprache – und damit die gleichen Probleme mit der deutschen Grammatik – ein guter Sprachlehrer wird auf diese Probleme im Unterricht eingehen. Ein Beispiel: In Ihrer Muttersprache gibt es keine Artikel, so wie z. B. im Russischen. Im Deutschunterricht muss dann der Gebrauch des bestimmten und unbestimmten Artikels geübt werden, am besten auch kontrastiv.
Lerner aus Asien haben oft größere Probleme mit der deutschen Phonetik als Europäer. In der Folge muss der Lehrer bei Lerngruppen, etwa mit Muttersprache Thai, Chinesisch oder Koreanisch von Anfang an intensiv Aussprache trainieren.
In einer internationalen Lernergruppe kann Ihr Deutschlehrer nicht auf die sprachlichen Probleme eingehen, die Sie durch Ihre Muttersprache (vielleicht) haben. Wenn es ungünstig läuft, arbeiten Sie in keinem Deutschkurs an Ihren spezifischen Problemen. Stattdessen nehmen Sie verfestigte Fehler mit auf ein höheres Sprachniveau.
Aus den oben genannten Gründen raten wir Ihnen, Anfängerkurse in Ihrem Heimatland zu besuchen – und mit soliden Basiskenntnissen im Zielland weiterzulernen. Ob Sie unsere Empfehlung nun folgen oder nicht: Wir wünschen Ihnen maximalen Lernerfolg – und natürlich auch Spaß an der Sprache.
Fachsprachprüfung: Was ist problematisch?
Mittwoch, den 24. Februar 2016 von Benjamin Kühn
Dass ausländische Ärzte Sprachtests ablegen müssen, um eine deutsche Approbation zu erhalten, darüber besteht Konsens. Mit den Patientenkommunikationstests der Landesärztekammern (Fachsprachprüfung) liegt die Kompetenz für die Sprachtests nicht bei den bekannten Sprachinstituten oder Universítäten – sondern bei ausgebildeten Medizinern. Prinzipiell ist dies zu begrüßen, allerdings sind die Ärzte in den Prüfungskommissionen oft keine geschulten Sprachlehrer und haben keinen linguistischen Background.
Hier kommt es dann zu einem Problem: In den Fachsprachprüfungen soll eben nicht das medizinische Wissen überprüft werden, sondern das sichere Beherrschen der deutschen Sprache im klinischen Kontext. Immer wieder dringen Erfahrungsberichte zu uns vor, dass die Prüfer eben doch das medizinische Wissen bei der Bewertung berücksichtigen. Die ist prinzipiell erstmal ärgerlich für die Prüfungskandidaten, die sich auf die sprachliche Bewältigung der Aufgabe konzentrieren und nicht auf die fachlichen Aspekte.
Sprachprüfungen sollten valide sein und objektiv, das heißt, sie sollten – im Falle der Fachsprachprüfungen eben genau diese Deutschkenntnisse testen und nichts anderes. Zudem sollte die Prüfung nach einem standardisierten Muster verlaufen. Professionelle Sprachlehrer lernen diese Kriterien während ihrer Ausbildung kennen – und bekommen durch ihre Berufserfahrung eine hohe Sicherheit bei der fairen und transparenten Beurteilung von Prüfungskandidaten.
Wenn die Prüfer nun aus dem medizinischen Umfeld kommen, haben sie diese Kenntnisse und Erfahrungen oft nicht in dem gleichen Umfang wie Sprachlehrer. So treten Situationen auf, in denen die Prüfungskandidaten eben doch eher an den medizinischen Kenntnissen gemessen werden als an den sprachlichen. Auch zeigt sich, dass die Prüfer ohne linguistisches Hintergrundwissen die Kandidaten eher strenger beurteilen als Sprachlehrer dies tun.
Was also können Kandidaten tun, die zur Fachsprachprüfung bei einer Ärztekammer geladen wurden? An erster Stelle steht ein intensiver Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die die Fachsprachprüfungen erfolgreich abgelegt haben. Die einschlägigen Gruppen, z. B. auf Facebook könne ein optimales Forum für einen solchen Austausch sein.
Was ist mein Sprachzertifikat wert?
Sonntag, den 7. Februar 2016 von Benjamin Kühn
Offiziell ist es immer noch ganz einfach: Bei einigen Landesärztekammern genügt – offiziell – ein Sprachzertifikat auf dem Niveau B2 und der Weg für die Approbation scheint frei. Es ist nicht allzu schwierig, diese Hürde zu nehmen: Die B2-Prüfungen sind immer noch relativ leicht zu bestehen – um das Zertifikat zu erhalten, genügen 60 Prozent der Punkte. Oft sind Sprachinstitute sehr großzügig bei der Vergabe von Zeugnissen: Wer bei einem Sprachinstitut einen oder mehrere Kurse besucht hat, hat dem Sprachinstitut oft gutes Geld gebracht – daher ist es oft so, dass die Sprachschule den Teilnehmern gern auch noch ein Zertifikat ausstellt. Erstens verdient sie nochmal an der Prüfungsgebühr – zweitens macht es einen guten Eindruck, wenn die eigenen Teilnehmer nach den Kursen auch noch eine offizielle Bescheinigung in den Händen halten. Natürlich wünschen wir allen Sprachkursteilnehmern an allen Schulen Erfolg – oft treten aber nach der B2-Prüfung Probleme auf: Viele Teilnehmer mit B2-Zertifikat legen noch eine Fachsprachprüfung bei einer Ärztekammer ab – und fallen dort unerwartet durch. Der Grund liegt auf der Hand: Zum einen wird gerade die Kenntnis der medizinischen Fachsprache von den Kandidaten unterschätzt, zum anderen sind die Prüfungskommissionen der Ärztekammern oft weniger wohlwollend gegenüber den Prüflingen eingestellt – so ergibt sich dort eine wesentlich höhere Durchfallquote als bei Sprachinstituten.
Die letzte Hürde auf dem Weg zur Tätigkeit als Arzt in einer Klinik bleibt immer noch das Bewerbungsgespräch – und immer mehr Chefärzte und Klinikleiter achten sehr genau auf die Sprachkenntnisse der Bewerber – oft müssen diese vor der Einladung zu einem Vorstellungsgespräch ein kurzes Telefoninterview durchlaufen – so wollen die Arbeitgeber von Beginn an die Deutschkenntnisse der Bewerber testen. Wir empfehlen daher, die B2-Prüfung immer bei einem anderen Sprachinstitut abzulegen, niemals dort, wo Sie Ihre Kurse besucht haben – das führt oft zu einem objektiveren Ergebnis. Wer bei der Jobsuche auf Nummer Sicher gehen will, peilt von Beginn an ein Sprachzertifikat auf dem Niveau C1 an – die Jobchancen steigen damit um ein Vielfaches.
Woran erkennen Sie gute Sprachlehrer (1)?
Freitag, den 29. Januar 2016 von Benjamin Kühn
Ein Sprachkurs ist immer nur so gut, wie die Lehrerin oder der Lehrer. Auf dem Markt finden Sie Sprachkurse in unterschiedlicher Form und zu verschiedenen Preisen. Vom Einzelunterricht bis hin zu Gruppenkursen mit über 20 Personen, an kleinen privaten Sprachinstituten oder an staatlichen Einrichtungen wie Kulturinstituten oder Universitäten. Die Qualität des Kurses steht und fällt mit der Lehrkraft. Wir sagen Ihnen hier, woran Sie eine gute Lehrerin oder einen guten Sprachlehrer erkennen:
Ist er/sie ein(e) Muttersprachler(in)?
Nicht unbedingt. Gerade für Anfänger kann es sinnvoll sein, wenn der Sprachlehrer die gleiche Muttersprache hat wie die Lerner: So kann im Unterricht auf die Schwierigkeiten der Lerner eingegangen werden. Eine Gruppe russischer Deutschlerner hat oft Schwierigkeiten mit dem Gebrauch des deutschen Artikels. Ein Sprachlehrer mit derselben Muttersprache kennt oft die besten Tipps, wie man das Problem am besten in den Griff bekommen kann. Wichtig ist nur, dass die Lehrkraft muttersprachliche Kompetenz hat.
Korrigiert er/sie meine Fehler?
Ja, unbedingt. Schließlich wollen Sie Ihre Sprachkenntnisse verbessern, und Fehler sind nunmal eine lementarer Teil des Lernprozesses. Wichtig ist nur, dass die Fehlerkorrektur gezielt und systematisch erfolgt. Das heißt, dass Sie in Phasen freien Sprechens nicht unterbrochen werden, sondern dass die Fehler anschließend thematisiert werden. Außerdem sollte er/sie Sie motivieren, Ihre gemachten Fehler selbst zu finden – so wird Ihre Sprachreflexion gezielt gefördert. Eine Ausnahme gilt allerdings: Wenn ein bestimmtes Grammatikthema gerade eben im Unterricht behandelt wurde, sollte die Korrektur unmittelbar erfolgen, damit sich die neuen Strukturen festigen.
Wie gestaltet er/sie den Unterricht?
Definitiv so, dass Sie effizient lernen. Der Unterricht sollte abwechslungsreich und nicht langweilig sein. Ob Sie allein, in Paaren oder in Kleingruppen arbeiten, ist immer so ausgewählt, dass Sie als Lernende möglichst viel sprechen. Dennoch darf es Unterrichtsphasen geben, in denen der Lehrer oder die Lehrerin spricht, also sogenannten Frontalunterricht. Wirklich gute Sprachlehrer werden Ihnen immer auch erklären, warum Sie gerade eine bestimmte Aktivität machen.
Welche Lehrbücher verwendet er/sie?
Lehrbücher – egal welche – werden immer so verwendet, dass mit Ihnen ein Unterrichtsziel, z. B. eine bestimmte Prüfung, erreicht wird. Das bedeutet, dass der Unterricht nicht nur mit dem Lehrbuch abgehalten wird: Gute Lehrerinnen und Lehrer arbeiten ein Lehrbuch niemals Seite für Seite durch – sie werden Materialien hinzufügen, andere Inhalte des Lehrbuchs werden vielleicht auch ausgelassen, weil Sie für das Erreichen des Unterrichtsziels nicht erforderlich sind. Eine gute Lehrkraft ist Expertin für Unterricht und weiß, dass ein Kursbuch nur Unterrichtsmaterial ist, niemals aber ein Ersatz für ein Curriculum
Mit oder ohne Personalagentur?
Montag, den 25. Januar 2016 von Benjamin Kühn
Sie haben sich nach langen Überlegungen entschieden, Ihre Karriere als Arzt/Ärztin in Deutschland zu beginnen oder fortzusetzen? Diesen Schritt können Sie alleine gehen oder dabei die Dienste einer Personalagentur in Anspruch nehmen: Einige Hundert Vermittlungsagenturen bieten Ihnen an, Sie bei Migration, administrativen Angelegenheiten und Stellensuche zu unterstützen. Ob mit Hilfe einer Agentur oder unabhängig, beide Wege bringen Vor- und Nachteile mit sich – wir nennen Ihnen hier die wichtigsten:
Personalagentur
Vorteile:
Sie brauchen sich – bei einer seriösen Agentur – um nichts zu kümmern: Die Mitarbeiter kümmern sich um Ihre Berufserlaubnis oder Approbation, erstellen Ihre Unterlagen, arrangieren Bewerbungsgespräche, assistieren bei der Wohnungssuche. Sie bekommen Unterstützung beim kompletten Migrationsprozess – manche Agenturen bieten Ihnen auch vorbereitende Sprachkurse und finanzielle Hilfen. Etablierte Agenturen haben gute Kontakte zu Kliniken und Praxen, so dass Sie bessere Chancen vor anderen Bewerbern haben.
Nachteile:
Die Agentur arbeitet nicht gratis – meistens bekommt die Agentur eine Provision von dem Krankenhaus oder der Praxis, wo Sie arbeiten. Agenturen vereinbaren daher oft mit Ihnen einen Exklusivvertrag. Dabei verpflichten Sie sich, sich nicht selbständig zu bewerben oder nicht mit anderen Agenturen zusammenzuarbeiten. Vorsichtig sollten Sie sein, wenn die Agentur von Ihnen hohe Gebühren für eine Vermittlung verlangt. Auch Kosten für Sprachkurse sind bei einer Agentur oft höher als bei Sprachinstituten.
Eigene Bewerbung bei Kliniken
Vorteile:
Sie können sich selbst die attraktivsten Arbeitgeber aussuchen, ohne an eine Agentur und deren Partnerkliniken gebunden zu sein. Mit der Zeit bekommen Sie ein Gespür für den medizinischen Arbeitsmarkt.
Nachteile:
Sie stehen in Konkurrenz zu allen anderen Bewerbern – Ihre Bewerbungsunterlagen müssen Sie selbst erstellen und versenden – dies kann zeitaufwändig sein. Sie stehen dabei in Konkurrenz zu allen anderen Kandidatinnen und Kandidaten – Kliniken bevorzugen oft Bewerber von deutschen Universitäten. Auch für die formelle Korrektheit Ihrer Bewerbungsunterlagen sind Sie selbst verantwortlich – wenn diese nicht den hohen Anforderungen deutscher Arbeitgeber entsprechen, haben Sie keine Chance auf eine Bewerbungsgespräch. Kommt es zu einem Interview, sind Sie auf sich alleine gestellt – ein Bewerbungscoaching müssen Sie sich selbst organisieren. Bedenken Sie auch, dass die Behördenangelegenheiten wie Approbation, Aufenthaltsgenehmigung, Anmeldung bei deutschen Ämtern sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann – Zeit, die Sie als junger Arzt/junge Ärztin oft nicht haben.
Wenn Sie sich entscheiden, über eine Agentur nach Deutschland zu gehen, prüfen Sie die Agentur vor der Unterzeichnung eines Vertrags: Bitten Sie um Referenzen, erkundigen Sie sich nach er Anzehl der Krankenhäuser, mit denen die Agentur kooperiert und lassen Sie sich eventuell die Kontaktdaten von erfolgreich vermittelten Kandidaten geben.
Berufschancen in Deutschland
Montag, den 21. Dezember 2015 von Benjamin Kühn
Junge Ärzte aus dem Ausland haben in Deutschland immer noch gute Berufs- und Karrierechancen. Die Situation hat sich aber in den letzten zwei Jahren verändert – es ist für junge Mediziner nicht mehr so leicht, DEN Traumjob zu finden. Besonders für Bewerber, die nicht aus einem EU-Land stammen, haben sich die Chancen in jüngster Zeit verschlechtert.
Gute Chancen haben zur Zeit noch Assistenzärzte aus EU-Ländern in Innerer Medizin, Neurologie, Anästhesiologie, Urologie sowie in Psychiatrie und Psychosomatischer Medizin. In allen andere Fachgebieten ist es sehr schwierig geworden, seine Karriere von null an zu beginnen. In Pädiatrie, Chirurgie und Orthopädie ist es fast unmöglich – es gibt zu viele Bewerber und zu wenig Stellen.
Wer eine Weiterbildung in einem Gebiet beginnen möchte, in dem es wenig Arbeitsangebote gibt, dem empfehlen wir, zunächst in einem der oben genannten Gebiete mit guten Chancen zu beginnen und nach ein bis zwei Jahren das Fachgebiet zu wechseln. Oft können Teile der begonnenen Weiterbildung im neuen Fachgebiet anerkannt werden.
In den letzten Monaten haben immer mehr Kliniken begonnen, mit Bewerbern ein kurzes Telefoninterview zu machen, um einen Eindruck von den Deutschkenntnissen zu gewinnen, bevor sie zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Viele Kliniken verlangen mittlerweile Deutschkenntnisse auf dem Niveau C1.
Wenn ihr wissen wollt, wie eure Chancen stehen, beraten wir euch gerne
Wie schwer Deutsch wirklich ist:
Samstag, den 25. Juli 2015 von Benjamin Kühn
Viele Personen kommen zu uns und wollen ihr Deutsch verbessern oder ganz neu mit Deutsch beginnen. Das freut uns natürlich immer. Vor allem, weil wir merken, dass Deutsch nach jahrelanger Stagnation wieder mehr Freunde, Fans und Interessenten findet. Wir finden Deutsch eine schöne und lernenswerte Sprache, besonders aber haben wir uns natürlich dem medizinischen Deutsch verschrieben. Immer wieder fragt man uns, ob Deutsch schwer sei. Wir beantworten die Frage gerne, ohne darauf eine eindeutige Antwort zu geben: Deutsch ist eine Sprache mit ihren eigenen Regeln und Strukturen, und unterscheidet sich so von anderen Sprachen. Zu manchen Sprachen, wie zum Beispiel zum skandinavischen Sprachen, bestehen nur geringe Differenzen. Anders ist es, wenn man Deutsch mit Japanisch, Arabisch oder Ungarisch vergleicht: Die Unterschiede sind enorm. Deutsche, die z. B. Japanisch lernen, können ein Lied davon singen, wie anstrengend es ist, sich in eine komplett andere Sprachstruktur hineinzudenken.
Damit sind wir beim Kernproblem angelangt: Deutsch ist – unserer Meinung nach – nicht schwieriger oder leichter als andere Sprachen, es ist eben nur anders. Es hat seine Regeln, sein grammatisches System, das in sich sogar sehr logisch ist. Deutsch funktioniert in den verschiedensten Kommunikationssituationen ebenso gut wie jede andere Sprach auch. Nur löst Deutsch eben bestimmte kommunikative Ziele anders als andere Sprachen. Ein Beispiel: Das Ungarische kennt 26 Fälle, also Endungen an Nomen. Dafür gibt es weniger Präpositionen. Deutsch kommt mit vier Fällen aus, benötigt dafür aber wesentlich mehr Präpositionen. Ist es nun aufwändiger, viele Verbendungen zu lernen oder viele Präpositionen? Hier kann man diskutieren, deutsche Muttersprachler, die bestenfalls mit vier Fällen kommunizieren, werden von den vielen Endungen überrascht sein, vor dem zu erwartenden Lernaufwand erschrecken, wenn sie mit dem Ungarischen Kasussystem konfrontiert werden. Was denken nun die Ungarn über die große Menge deutscher Präpositionen?
In unseren Kursen beobachten wir immer wieder zwei verschiedene Gruppen von Lernerinnen und Lernern: Die eine Gruppe hängt mental lange an der Muttersprache oder an einer bereits erlernten Sprache (Hilfssprache), oft am Englischen. Viele von ihnen beginnen spät oder nie, auf Deutsch zu denken. Wenn solche Lerner Texte produzieren, egal ob mündlich oder schriftlich, denken sie die Inhalte zuerst in der Muttersprache oder in der bekannten Sprache und übersetzen dann ins Deutsche. Oft werden dabei einfach Ausdrücke und Strukturen Wort für Wort übertragen. Sprachlich entstehen so Interferenzen, also z. B. englische Sätze mit deutschen Wörtern. Solche Dinge passieren immer wieder beim Sprachenlernen und bis zu einem gewissen Niveau sind sie durchaus normal. Die erwähnte Gruppe von Lernern schafft es nie oder nur sehr partiell, sich von der Muttersprache mental zu lösen.
Der anderen Gruppe von Lernern gelingt es während des Lernprozesses immer mehr, auch auf Deutsch zu denken. Irgendwann produzieren die Gehirne dieser Lerner dann direkt deutsche Sätze und keine Übersetzungen mehr. Zugegeben, auch das funktioniert nie von heute auf morgen, aber diese Personen schaffen es meistens, ein sehr hohes Niveau auf Deutsch zu erreichen. Sie bringen meistens schon von Anfang an den Mut auf, die Muttersprache oder die Hilfssprache hinter sich zu lassen.
Was können Sie daraus lernen? Fragen Sie sich einmal bewusst, ob Sie beim Deutschlernen noch übersetzen oder schon direkt auf Deutsch produzieren. Wenn Sie mit der Deutschen wirklich auf das Niveau C1 oder höher kommen wollen und dieses Ziel nur mit Mühe erreichen, ist es nach unserer Erfahrung oder eine Sache der inneren Einstellung: Wir empfehlen, konsequent und möglichst bald auf Deutsch zu denken, dann geht das Lernen der Sprache oft wie von selbst.
Wenn Sie dabei Rückschläge erleiden, bedenken Sie:
1. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass nur Babys und Kleinkinder wirklich eine Sprach lernen können.
2. Auch diese Babys und Kleinkinder benötigen mehrere Jahre, bis sie wirklich auf C-Niveau gelangen.
In diesem Sinne: Denken Sie auf Deutsch, dann geht es irgendwann leichter – wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Lernen – und natürlich viel Spaß und Begeisterung.
Kommunikation und/oder Korrektheit?
Montag, den 29. Juni 2015 von Benjamin Kühn
Wenn die Kommunikation gelingt, hat die Sprache Ihre Funktion erfüllt. Bei einem Arzt-Patientengespräch etwa ist das dann der Fall, wenn z. B. der Arzt/die Ärztin aus den Erklärungen und Beschreibungen des Patienten/der Patientin eine korrekte Anamnese erstellen kann. Oder der Patient/die Patientin konnte sich nach den Erklärungen des Arztes/der Ärztin die Chance und Risiken einer möglichen Operation klar machen – und eine möglicherweise lebenswichtige Entscheidung treffen.
Somit ist das Was? schon erfüllt – bleibt noch das Wie?. Und hier zeigt sich oft: Es ist für beide Kommunikationspartner nicht optimal, wenn bei dem Gespräch nicht auch eine vertrauliche Atmosphäre herrscht. Und auf diese hat die Gestaltung der Kommunikation oft einen wesentlichen Einfluss.
Deshalb sind wir der Meinung, dass eine möglichst korrekte Ausdrucksweise Bestandteil einer gelungenen Kommunikation sein sollte. In unseren Sprachkursen sensibilisieren wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon frühzeitig für einen möglichst akkuraten Gebrauch von Vokabular und Strukturen. Wir finden, dass Sie ein Recht auf einen gründlichen gesteuerten Spracherwerb durch uns haben – so wie Patienten auf eine optimale Behandlung.
Warum es auf das Bundesland ankommt:
Montag, den 29. Juni 2015 von Benjamin Kühn
Wenn Sie in Deutschland als Arzt/Ärztin arbeiten wollen, brauchen Sie zwingend eine Approbation. Wo, also bei welcher Behörde Sie diese beantragen können, hängt vom Bundesland ab, in dem Sie tätig werden wollen. Diese Regelung sorgt oft für Verwirrung, gerade bei ausländischen Fachkräften.
Der Grund dafür ist im föderalen System zu suchen: Dieses ermöglicht den Bundesländern in vielen Bereich eine große Autonomie. So können die Länder eigene Gesetze im Bildungsbereich festlegen – das Resultat sind teilweise unterschiedliche Schulsysteme. Zuständig für die Erteilung der Approbation als Arzt ist die Ärztekammer des Bundeslandes, in dem Sie Ihre Arbeit aufnehmen wollen.
Dies hat dazu geführt, dass manche Ärztekammern die Regelung eher locker gestaltet haben, andere Ärztekammern waren strenger: Einige forderten Zertifikate auf dem Niveau C1, in manchen Ländern waren die Anforderungen auf dem Niveau B2 und darunter.
Seit 2013 besteht allerdings bei den Ärztekammern der Wunsch, in ganz Deutschland einheitliche Regeln anzuwenden – dabei wurden die Standards allerdings auch deutlich angehoben. In letzter Zeit haben die Ärztekammern der Länder begonnen, eigene Fachsprachprüfungen aufzulegen. Parallel dazu existiert zwar auch seit 2013 die Prüfung TELC B2/C1 Medizin. Sie wird allerdings nicht in jedem Bundesland anerkannt. Wir erwarten, dass in den kommenden Monaten alle Landesärztekammern eigene Sprachprüfungen abhalten und ausschließlich diese akzeptieren werden.
Wir empfehlen Ihnen dringend, direkt Kontakt mit der Ärztekammer Ihres Bundeslandes aufzunehmen, bevor Sie sich zu einer Prüfung anmelden.
Die Kontaktadressen finden Sie hier.
Übersicht über die Approbationsstellen der Bundesländer